UNESCO | Die Wiener Stimmung und Spielweise der Zither als eingetragenes immaterielles Kulturerbe Österreichs

Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr die Wiener Zither einen Wandel. War sie zunächst als Bettlerinstrument bekannt, erreichte sie nun die Aufmerksamkeit Wiener Musiker und Komponisten. Zusammen mit Instrumentenbauern entwickelten sie die besondere Form der Wiener Stimmung: die dritte Griffbrettsaite (g‘) und die Oktavlagen der Freisaiten. Durch die Stimmung des Griffbretts entsteht auch der typische zweistimmige Klang der Wiener Musik: beim Anschlag erklingt zuerst die Haupt- und dann die Überstimme in der Terz. 

Den typischen Klang der Wiener Stimmung hört man sehr gut in folgendem Video:

Von der Volksmusik in den Salon

Die Zither war in der Oberschicht als „Alpeninstrument“ bekannt und wurde u.a. von Herzog Max in Bayern und seiner Tochter Sisi, der Kaiserin von Österreich-Ungarn, gespielt. 

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Abb. 1 Herzog Max in Bayern (Herzog Maximilian Joseph in Bayern) aus dem Hause Wittelsbach, 1808-1888.
Einer der wichtigsten Förderer der bayrischen Volksmusik im 19. Jhd.

Nach dem Zerfall der Donaumonarchie wurde die Zither oft als das „Klavier des kleinen Mannes“ bezeichnet, denn viele WienerInnen waren Zitherspieler in der Zwischenkriegszeit. Weltbekannt wurde die Wiener Zither durch Anton Karas, mit seiner Filmmusik für den Film „Der dritte Mann“.

Abb. 2 Anton Karas. (Links: Anton Karas mit Carol Reed, London 1945. Rechts: Anton Karas beim Komponieren der Filmmusik „Der Dritte Mann“.)

Heutzutage kennt jedoch kaum noch jemand die Wiener Zither und aus der öffentlichen Wahrnehmung ist sie weitgehend verschwunden. Es gibt kaum Lehrstellen (vereinzelt an Musik- und Volkshochschulen bzw. im Privatunterricht) und somit immer weniger Nachwuchskünstler.

Die Wiener Stimmung als immaterielles Kulturerbe

Seit 2017 ist die Wiener Stimmung und Spielweise der Zither eingetragenes immaterielles Kulturerbe Österreichs. Ziel des UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes ist u.a. die Bestandsaufnahme und Sichtbarmachung des immateriellen Kulturerbes der jeweiligen Staaten durch nationale Verzeichnisse. Dadurch werden Bräuche und Praktiken aufgezeigt, die oft nur im Verborgenen existieren.

2019 gab es eine Sonderbriefmarke der Serie „Musikinstrumente“, die die Wiener Zither abbildet. Das Instrument wird als „untrennbar mit der Wiener Musikkultur“ beschrieben; „Sie bezaubert durch ihren weichen, ruhigen Klang“.

Die Wiener Zither als Briefmarke
Abb. 3 Sondermarke Wiener Zither (2019). © Österreichische Post

Wir freuen uns sehr, dass die Wiener Zither wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommt. Mit unserem Blog möchten wir dazu beitragen, dass das Wissen um die Wiener Stimmung und Spielweise der Zither erhalten bleibt.

Quellen

 

 

 

 

 

 

 

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